Warum Bio−Blumen? Auch wenn Blumen niemand isst, spielt es durchaus eine Rolle, ob der Blumenstrauß am Krankenbett Pestizide ausdunstet und nach Chemikalien riecht − oder
ob er den natürlichen Duft der Pflanzen zu den Menschen bringt. Was uns aber noch wichtiger ist, ist was aus unserem Boden wird. Die Masse des Ertrages lässt sich − zumindest
kurzfristig − mittels einer künstlichen „Pflanzenernährung“ durch synthetische Düngemittel und einer Unkraut−, Insekten− und Pilzbekämpfung durch Pestizide steigern. Die Qualität
unserer Blumen und Kräuter und der langfristige Ertrag sind von der Gesundheit und der Vielfalt der Bodenlebewesen abhängig. Unsere Verantwortung für den Boden als ein lebendiges
Ökosystem und für das Grundwasser als lokalen Lebensspender lässt uns keine andere Wahl, als die biologische Wirtschaftsweise.
Die Orientierung an der biologischen Landbewirtschaftung bedeutet für uns aber nicht nur Chemikalien−Verzicht. Wir sehen die Wurzeln des ökologischen Problems auch in der Ignoranz
der zeitlichen und räumlichen Bindungen zwischen Mensch und Natur. Um das Bewusstsein für diese Zusammenhänge zu unterstützen, liefern wir nur Blumen und Kräuter, die zu der
aktuellen Jahreszeit in unserer Region im Freiland wachsen − oder aus der saisonalen Ernte auf natürlichem Wege getrocknet wurden.
Wegweisend ist für uns das Gärtnerhof−Konzept, das in den 1930er und 40er Jahren von Max Karl Schwarz (Worpswede) begründet und seit den 1960er Jahren von Veit Ludewig (Dresden) weiterentwickelt wurde. Dieses sieht eine Integration bäuerlicher Elemente in den Gartenbau vor. So kann über die Düngung mit Mistkompost aus eigener Tierhaltung das Ziel einer ökologischen Kreislaufwirtschaft erreicht werden. Auch die Verknüpfungen von Grünlandnutzung und Tierhaltung sowie von Obstbau, Wildgehölz−Nutzung und Bienenhaltung tragen zur Wahrung einer vielschichtigen Kulturlandschaft und zur Förderung der natürlichen Artenvielfalt bei. Unsere Blumen− und Kräuter−Gärtnerei haben wir um ein kleines Gemüse−Sortiment für den Eigenbedarf der auf dem Hof Beschäftigten erweitert.
Zur organischen Düngung verwenden wir Kompost, der aus Pflanzenrückständen und Mist bereitet wird. Unsere Tierhaltung besteht aus zwei Milchziegen, einem Paar Gänsen, etwa 20 Hühnern und Tauben. Alle Tiere vermehren sich am Hof, d. h. die eigene Nachzucht gehört über die Saison mit dazu. Insbesondere brüten die Gänse und Hühner − und führen dann auch ihre Jungen selbst. Außer mit ihrem Mist tragen die Tiere kaum zum wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens bei. Fleisch, Milch und Eier verwenden wir nur zum eigenen Bedarf. Aber wir wissen zu schätzen, wie die Tiere zur Belebung unseres „Hofes“ betragen.
Zum Grundcharakter bäuerlicher Kulturlandschaft gehören auch Grasland und Obstbäume. Daher haben wir etwa die Hälfte unserer Betriebsfläche nicht für den Blumen− und Kräuteranbau verwendet, sondern als Grünland für die Weidetiere genutzt. Über die ganze Betriebsfläche verteilt haben wir Obstbäume gepflanzt. Um die Anbaufläche herum haben wir eine Wildgehölz−Hecke gepflanzt, die überwiegend aus Faulbaum−Sträuchern besteht − eine zwar unscheinbar, aber lange blühende einheimische Gehölzart, die auch eine wichtige Futterpflanze für Bienen ist. Es bietet sich an, in einer ökologischen Blumengärtnerei Bienen zu halten. Trotz erheblicher Probleme mit dem aktuellen „Bienensterben“ arbeiten wir daran, eine stabile Bienenhaltung aufzubauen.
Durch gezielte Züchtung (Auslese von rotem Island−Mohn; Rückzüchtung des „Deutschen Landhuhns“; Züchtung einer zuverlässig brütenden „Elsässer Gans“ und Vermehrung der früher in Sachsen und Thüringen auf fast jedem Hof beheimateten und heute beinahe ausgestorbenen Feldtaube) sowie Erhaltungs−Anbau alter Obst− und Blumen−Sorten (Äpfel, Kirschen, Sibirische Schwertlilien) unterstützen wir die Bewahrung und Mehrung robuster Kulturformen.
Von selbst will die Natur überall Wald werden. Die erste Etappe in diesem ökologischen Regenerationsprozess ist das spontane Wachstum wilder Gräser und Kräuter. In der
Kulturlandschaft wird die natürliche Entwicklungstendenz immer wieder unterbrochen − durch Mahd und Beweidung auf den Wiesen; durch ein Entfernen des „Unkrauts“ auf den Äckern.
Auch wir tun das. Jedoch auf eine Weise, die die natürliche Regenerationsfähigkeit des Bodens erhält und zugleich zu einem reichhaltigen Landschaftsbild beiträgt. Je kleinteiliger
die Bewirtschaftung erfolgt und je mehr von der natürlichen Entwicklungstendenz erkennbar bleibt, desto mehr wird eine Landschaft als Kultur−Landschaft empfunden. Das Vorhandensein
wilder Pflanzen− und Tierarten, wie Goldnessel, Pechnelke, Frauenmantel, Margerite, Wiesenkerbel, Streifenwanze, Rosenkäfer, Leuchtkäfer, Bläuling, Landkärtchen−Falter,
Ringelnatter, Mönchsgrasmücke und Bluthänfling bedeutet auch für uns ein Stück Lebensqualität. Um etwas von der Artenfülle der traditionellen bäuerlichen Bewirtschaftung
wiederzubeleben, haben wir in unsere − überwiegend aus floristischen Gründen − angebauten Getreidekulturen auch Kornblumen, Klatschmohn, Ackerrittersporn und Trespe eingebracht.
Der Genuss der Schönheit der Blumen sowie das Eingebundensein in natürliche Prozesse und ländliche Traditionen sind Motive unserer gärtnerischen Arbeit. Mit der Erzeugung von „gesunden“
Blumengrüßen und Tees aus regionalem und biologischem Anbau möchten wir auch diese Leitgedanken weitergeben.